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Luft- und Farbperspektive in der Kunst | Ein Tipp für mehr Tiefe in deinen Werken

Wusstest du, dass perspektivisches Zeichnen nicht nur Fluchtpunkte und Lineale beinhaltet, sondern dass du auch durch Farbe und Atmosphäre ein Gefühl von Tiefe in deinen Zeichnungen erzeugen kannst? In diesem Beitrag erfahren wir mehr über die Geschichte und Techniken der Luft- und Farbperspektive in der Kunst, um diese auch in unsere eigenen Landschaften bestens einzusetzen zu können.
Leonardo da Vinci - Ölgemälde - Mona Lisa
Geschrieben von:
Margherita Mariani
Veröffentlicht:
26.3.2024

Perspektive zeichnen: Gute Fähigkeiten in diesem Bereich sind ein wichtiger Baustein für alle, die das Zeichnen erlernen möchten. Als Grundlage haben wir uns in dem Beitrag Zeichnen lernen für Anfänger | Perspektive | Grundlagen leicht gemacht die Linearperspektive angesehen und gelernt, wie man eine Box in der Ein- und Zwei-Fluchtpunkt-Perspektive zeichnet. Und jetzt die gute Nachricht: Das heutige Thema erfordert keine geraden Linien, sondern nur ein grundlegendes Verständnis unserer Umgebung!

J. M. William Turner: Die dunkle Rigi, der Vierwaldstättersee (1842), Privatsammlung. Aquarell.


Das darüberliegende Meisterwerk, Die dunkle Rigi, der Vierwaldstättersee (1842), stammt vom englischen Maler der Romantik, William Turner. In dieser Szene ist die perspektivische Darstellung - also die Darstellung räumlicher Gegenstände auf ebener Fläche, sodass Raumwirkung entsteht -sehr deutlich zu erkennen: Schiffe und Menschen befinden sich im Vordergrund und Mittelgrund, während ein Berg im Hintergrund zu sehen ist. Diese Räumlichkeit können unsere Augen problemlos lesen und interpretieren, und das dank mehrerer bewusster Entscheidungen von Turner. Dazu gehören selbstverständlich die Positionierung und Größe der unterschiedlichen Elemente, aber auch zwei weitere, entscheidende Faktoren, deren Bedeutung häufig übersehen wird: Farbe und Kontrast.

Warum ist der weit entfernte Berg bläulich? Und warum sind seine Konturen so verschwommen? Um das zu erklären, müssen wir einen kleinen Schritt zurück machen und uns zunächst etwas Unsichtbares anschauen: Die Luft. Doch ist die Luft wirklich unsichtbar?

Luft- und Farbperspektive einfach erklärt

Was ist also die Luft- und Farbperspektive? Zwischen dir und einem beliebigen Objekt (zum Beispiel dem Bildschirm, auf dem du gerade diesen Artikel liest) befindet sich keine wirkliche Leere, sondern ein transparentes Gasgemisch - die Luft. Je kürzer der Abstand zwischen dir und einem Objekt ist, desto weniger Luftpartikel trennen dich davon. Je größer der Abstand, desto mehr Luftpartikel liegen dazwischen. Logisch!

Das Ergebnis: Die Farben eines entfernten Objekts erscheinen aufgrund der Luftüberlagerung blasser und kontrastärmer. Denke zum Beispiel an ein Gebirge in der Ferne.
Du hast sicherlich schon dieses natürliche Phänomen beobachtet; Lass uns aber ein klares Beispiel gemeinsam anschauen.

Im obigen Foto ist die Luftperspektive deutlich zu erkennen - beobachte, wie die Bäume im Hintergrund kontrastärmer werden als die im Vordergrund, und wie die Berge in der Ferne besonders blass aussehen. Nicht nur das: Auch die Farben erscheinen verändert, zunehmend kühler, sodass die weit entfernten Bäume deutlich blauer sind, als die am Flussufer.

Der Grund dafür: Die Partikel in der Atmosphäre - die Luftpartikel - streuen das Licht und beeinflussen so unsere Wahrnehmung einer Szene je nach Entfernung auf unterschiedliche Weise. Außerdem werden die kurzen Wellenlängen des Lichts (also die kühlen und vor allem blauen Wellenlängen) am ehesten von den Luftpartikeln in der Atmosphäre in alle Richtungen gestreut.

Je größer die Entfernung, desto mehr dazwischenliegende Luftpartikel und desto mehr Blau.

Übrigens: Die Streuung der kurzen Wellenlängen des Lichts erklärt zugleich, warum der Himmel blau ist! Dieses atmosphärische Phänomen erleben wir also täglich, wenn wir aus dem Fenster schauen (es sei denn, man wohnt wie ich im Norden und kann den blauen Himmel nicht sehen).

Also haben wir gelernt, dass die Atmosphäre eine erhebliche Auswirkung auf unsere Wahrnehmung von weit entfernten Objekten hat. Wie können wir nun dieses Wissen in unsere Werke einbringen?

Schon wieder Leonardo: Die Anfänge der Luftperspektive

Wenn man über Kunsttechniken und -geschichte spricht, kann man selten am genialen Verstand von Leonardo da Vinci vorbeikommen: Bereits in unserem Blogbeitrag Zeichnen lernen für Anfänger | Form & Proportion | Einfache Techniken haben wir Leonardos visionäre Studien zur harmonischen Darstellung der Proportionen erwähnt.

Auch im Fall der Luft- und Farbperspektive hat der toskanische Künstler revolutionäre Erkenntnisse gemacht. In seinen Notizbüchern theorisierte er über die Effekte der Atmosphäre auf unsere Wahrnehmung, und die Ergebnisse seiner Beobachtungen sind sehr gut in seinen Werken zu sehen - sogar in der Mona Lisa.

Leonardo da Vinci: Mona Lisa (1503-1506), Musée du Louvre, Paris. Öl auf Pappenholz.

Die Mona Lisa (1503-1506), vielleicht das bekannteste Kunstwerk der westlichen Geschichte, fasziniert mit ihrem geheimnisvollen Lächeln (warum hat sie keine Augenbrauen?!) und ungeklärter Identität. Dennoch lohnt es sich, sich kurz von dem hypnotischen Blick ihrer Augen zu lösen und einen Blick in den Hintergrund zu werfen, um ein frühes Beispiel der Effekte der Luftperspektive auf Leonardos Werke zu entdecken.

Mit der Entfernung verliert die italienische Landschaft hinter der Mona Lisa an Schärfe und Sättigung, während die Farben kühler werden. Hatte Leonardo keine Lust mehr, die Details zu zeichnen? Hatte er die gelben und roten Pigmente aufgebraucht? Natürlich nicht! Mit diesen Tricks gibt Leonardo unseren Augen den Schlüssel, um die Tiefe des Bilds zu interpretieren.

Der Effekt der Atmosphäre ist in diesem meisterhaften Ölgemälde besonders gut zu erkennen, da man den Hintergrund in zwei unterschiedliche „Stufen“ unterteilen kann. Lass uns die von uns aus linke Seite der Leinwand betrachten:

Mona Lisa - Detail

1. Auf der ersten Stufe des Hintergrunds sehen wir eine Straße. Leonardo verleiht ihr warme, gelbliche Farbtöne. Damit möchte er unseren Augen zeigen, dass die Straße sich zwar in der Ferne befindet, jedoch nicht allzu weit weg ist.

2. Die zweite Stufe des Hintergrunds wird von Bäumen und Bergen belebt. Diese malte Leonardo mit kühlen Farbtönen, mit Blauen und Grünen, die uns zusammen mit den zunehmend verschwommenen Konturen eine klare Information geben: Diese Elemente befinden sich deutlich weiter weg als der kleine warme Weg, der sich schlängelnd in einen Wald verläuft.

Landschaften malen: Die Rolle von Farbe und Kontur

Seit der Mona Lisa, der Renaissance und den cleveren Beobachtungen von Leonardo wurde die Luft- und Farbperspektive zu einem festen Bestandteil der westlichen Kunst, insbesondere der Landschaftsmalerei. Der faszinierende Realismus in den Werken von Meistern wie Caspar David Friedrich und Claude Monet besteht auch darin, dass man fast die Luft ihrer Szenen atmen kann. Die eisige Stille von Das Eismeer und die sommerliche Atmosphäre von Getreideschober in der Mittagssonne (siehe Fotos) spürt der Betrachter durch die geschickte Auswahl der Farben für die weit entfernten Elemente.

Caspar David Friedrich, Das Eismeer (1823-1824), Hamburger Kunsthalle. Öl auf Leinwand.
Claude Monet, Getreideschober in der Mittagssonne (1890-1891), National Gallery of Australia. Öl auf Leinwand.

Ein solches Können eigneten sich viele Künstler der Romantik und des Impressionismus durch regelmäßiges Malen im Freien an. Im Gegensatz zur Ateliermalerei gab ihnen diese Vorgehensweise die Möglichkeit, das Licht persönlich zu beobachten und selbst in eine besondere Atmosphäre einzutauchen. Auch heute bieten einige moderne Methoden, wie zum Beispiel das Urban Sketching, gute Möglichkeiten, schnelle Studien zu machen und dabei ein Auge für Farbe und Kontrast zu entwickeln. Im Frühling und Sommer lohnt es sich, ein Sketchbook und Aquarell- oder Buntstifte mitzunehmen, um schnelle Impressionen einer natürlichen oder städtischen Szene festzuhalten.
Unterschätze niemals die Kraft der Freilichtmalerei!

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