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Realistisch Zeichnen Lernen: Studie analysiert die Herausforderungen

Möchtest du schon immer die Kunst des realistischen Zeichnens lernen, weißt aber nicht, wie du anfangen kannst? Oder bist du sogar schon jahrelang dabei und fragst dich, wie es weitergeht? Vielleicht ist dir dieses häufige Problem aufgefallen: Es ist nicht immer einfach, ein Porträt, eine Landschaft oder ein Stillleben realitätsgetreu zu zeichnen oder malen. Wir haben zwar das Foto oder das Modell vor Augen, doch unsere Darstellung auf dem Papier entspricht selten die Realität. Warum passiert das, und wie kannst du als Anfänger oder auch als Fortgeschrittener lernen, diese Schwierigkeit zu bewältigen?
Zeichnung eines Kopfes
Geschrieben von:
Margherita Mariani
Veröffentlicht:
16.4.2025

Wenn es um Kunst geht, ist eins sicher: Wir als Kreative und Künstler sind keine maschinellen Kopierer - Und das ist gut so. Denn durch die unvermeidbaren kleinen „Abweichungen“, sowie durch unsere autonomen künstlerischen Entscheidungen, können wir einzigartige Visionen zum Leben erwecken, die es so in der Welt nicht gibt.

Doch wie viele Abweichungen sind zu viele Abweichungen, wenn es um realistische Kunst geht?

Zu viele Impräzisionen (in den Proportionen, in den Formen, in den Tonwerten…) können dazu führen, dass unser Bild viel zu viel davon entfernt vom Modell ist, das wir vor Augen haben. Kann man aber trainieren, um naturlalistisch zeichnen zu können?

Na klar! Zeichnen kann man lernen, genau sowie man das Fahren lernen kann, oder Judo. Und Zeichnen zu lernen bedeutet zugleich, Sehen zu lernen. Dieses Erkenntnis zeigte sich auch in einer äußerst interessanten Studie der University of North Carolina at Wilmington, in der die Wissenschaftler versuchten, durch praktische Experimente zu erklären, woran die meisten Probleme beim Zeichenlernen liegen.


Lass uns mal diese Studie genauer anschauen!

Warum können die meisten Menschen nicht das zeichnen, was sie sehen?

Im Artikel „Why Can’t Most People Draw What They See?“ im Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance (1997, Bd. 23, N. 3, S. 609-621) untersuchten David J. Cohen und Susan Bennett die häufigsten Herausforderungen, die das Zeichnen von realitätsgetreuen Bildern erschweren.

In Vorbereitung auf ihr Experiment konnten die Wissenschaftler vier Hauptbereiche identifizieren, die das realistische Zeichnen besonders schwierig machen könnten. Sie fragten sich, welcher dieser Bereiche ein echtes Problem beim Zeichnen darstellt.
Das Ergebnis ihrer Studie? Nur einer der vier Aspekte beeinträchtigt das realistische Zeichnen wesentlich! Welcher das ist, verraten wir euch im nächsten Abschnitt – doch zunächst stellen wir euch die vier Hypothesen vor. Dabei könnt ihr euch gerne schon mal überlegen, welcher der vier Bereiche der Hauptgrund für eine unzutreffende Darstellung der Realität in vielen Zeichnungen ist 😉

1. Fehlwahrnehmung der eigenen Zeichnung

Sogar Leonardo da Vinci sagte, dass man von den eigenen Zeichnungen getäuscht wird. Wichtig ist, nicht nur unsere Vorlage akkurat wahrzunehmen, sondern auch unsere Zeichnung – mit ihren Stärken und ihren Schwächen.

Das Problem liegt darin, dass, wenn ein Künstler einen Strich macht, er oder sie diesem Strich in der Regel eine Bedeutung zuweist. Die dem Strich zugewiesene Bedeutung kann die Fähigkeit des Künstlers beeinträchtigen, die Genauigkeit dieses Strichs objektiv zu beurteilen. Das Ergebnis ist eine Genauigkeitsverzerrung, da der Künstler den Strich als genauer wahrnimmt, als er tatsächlich ist.

Auch aus diesem Grund ist es wesentlich, das eigene kritische Auge zu trainieren und Ungenauigkeiten in den eigenen Zeichnungen zu identifizieren.

2. Wahrnehmungsverzerrungen

Wir Menschen nehmen Objekte nicht so wahr, wie sie tatsächlich sind - Autor und Maler John Ruskin behauptete: „Der erste große Fehler, den die Menschen in dieser Angelegenheit machen, ist die Annahme, dass sie etwas sehen müssen, wenn es vor ihren Augen ist.“ Und bereits 415 nach Christus meinte der chinesische Künstler Wang Wei, vielleicht etwas poetischer: „Die Form des Objekts muss sich zuerst mit dem Geist verbinden, danach verwandelt der Verstand sie auf verschiedene Weisen.

Mit anderen Worten: Unterschiedliche Menschen nehmen unterschiedliche Objekte unterschiedlich wahr, und natürlich haben diese Verzerrungen einen Einfluss auf ihre Zeichnungen!

3. Künstlerische Entscheidungen

Mit „künstlerischen Entscheidungen“ sind alle Entscheidungen gemeint, die wir im Laufe des Zeichnens treffen. Es geht zum Beispiel darum, welche visuellen Informationen wir nachbilden möchten und welche wir lieber weglassen, denn eine Zeichnung ist in der Regel keine 1:1-Nachbildung der Realität. Das Treffen guter Entscheidungen ist eine Fähigkeit, die man lernt, indem man die Werke anderer Künstler*innen beobachtet und eine eigene Kunstsprache entwickelt.

4. Visuell-motorische Fähigkeiten

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist, dass nicht jeder von vornherein die nötige motorische Kontrolle entwickelt hat, die für die feinen Bewegungen beim Zeichnen und Malen nötig ist. Diese Fähigkeit kann aber durch Training und Erfahrung relativ schnell erworben werden.

Also was meint ihr, dass der Hauptgrund für eine unzutreffende Darstellung der Realität in vielen Zeichnungen ist?

Die Ergebnisse der Studie: Was ist die größte Schwierigkeit beim realistischen Zeichnen?

Durch ihre Experimente, an denen vor allem Studenten teilnahmen, konnten die Wissenschaftler ihre verschiedenen Theorien überprüfen und es stellte sich heraus, dass die größte Herausforderung beim realistischen Zeichnen in der verzerrten Wahrnehmung des Objekts lag – noch spezifischer: in einer Täuschung.

Was ist hier genau mit Täuschung gemeint? Eine Täuschung ist ein falscher Glaube, der trotz widerlegender Beweise aufrechterhalten wird. Und ja, unsere Augen können uns täuschen – und tun dies täglich!

Ein Grund, warum diese Verzerrungen der Wahrnehmung entstehen, ist der Versuch unseres Gehirns, komplexe visuelle Informationen zu vereinfachen, um die eigene Arbeit zu beschleunigen und so Energie zu sparen.

Mit anderen Worten: Das Gehirn greift oft mehr auf das allgemeine Wissen über ein Objekt zu, als auf die tatsächliche visuelle Information. Dies führt dazu, dass viele Menschen beim Zeichnen typische Merkmale überbetonen und spezifische Details vernachlässigen. Dies beeinträchtigt den Realismus einer Zeichnung.

Dieser Prozess ist im Alltag in den meisten Fällen ein Lebensretter, aber er erschwert das naturalistische Zeichnen erheblich!

Zeichnen lernen ist Sehen lernen

Aus der experimentellen Studie von David J. Cohen und Susan Bennett geht eine wichtige Erkenntnis hervor: Zeichnen zu lernen bedeutet vor allem, lernen, zu sehen!

Der Künstler wird in der Lage, die Welt auf eine andere Weise zu beobachten – viele sagen zum Beispiel, dass sie mit der Zeit und durch Übung in der Lage werden, "das Auge des Künstlers" nach Belieben zu aktivieren. Das bedeutet, dass sie in einen Zustand eintreten können, in dem sie Dinge so präzise wie möglich sehen - bereit, auf die zweidimensionale Fläche übersetzt zu werden (mit etwas Hand-Auge-Koordination, die schnell zu erlernen ist!).

Dein Auge kann zum Künstlerauge werden. Wie alles andere erfordert auch dies Hingabe und eine gute Methode. Es ist eine wunderbare Fähigkeit, die jeder meistern kann, ganz ohne besondere Talente – Du brauchst nur dein Skizzenbuch und einen gut geschärften Bleistift 😉

Lerne zeichnen und trainiere dein Auge in unserer Online-Zeichenakademie!

Wir haben erwähnt, dass das Lernen, wie ein Künstler zu sehen, Übung braucht. Aber wie lange dauert es? Das hängt ganz von dir ab, von der Zeit, die du investierst, und den Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen.
Und bei LIVARTO, der größten Online-Kunstakademie Deutschlands, findest du alle Ressourcen, die du für deine Zeichenreise benötigst!

Folge uns auf Instagram und schau dir unsere Zeichencoachings an, wenn du lernen möchtest, wie ein Künstler zu sehen und dein Potenzial freizusetzen!