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Zeichnen lernen für Anfänger | Licht und Schatten | Realistisch mit dem Bleistift schattieren

Nur dank des Lichts, das auf die Hornhaut im Auge fällt, können wir die Welt um uns überhaupt sehen. Deshalb ist es nicht überraschend, dass die Darstellung von Licht (und Schatten) ein wesentlicher Bestandteil des Zeichenlernens ist. In diesem Guide werfen wir Licht auf eines der wichtigsten Themen in der Kunst und entdecken anfängerfreundliche Tipps und Techniken, um deine Zeichnungen einfach und erfolgreich zu schattieren!
David von Michelangelo Statue
Geschrieben von:
Margherita Mariani
Veröffentlicht:
27.2.2024

Licht und Schatten: Insbesondere in einigen Zeichnungen und Gemälden scheint dieses Konzept wirklich im Rampenlicht zu stehen. Erfahrene Künstler können durch eine ausdrucksstarke Anwendung von Licht und Schatten den Blick der Betrachter auf ausgewählte Details lenken oder unterschiedliche Emotionen hervorrufen.


Ein Meister des Chiaroscuro (eine Technik, die von starken Hell-Dunkel-Kontrasten gekennzeichnet ist), wie Caravaggio, konnte beides auf einen Schlag: den Blick lenken und zugleich bewegende Emotionen hervorrufen. In seinem berühmten Werk Berufung des Heiligen Matthäus (1599; siehe unten) wird der turbulente Apostel von Jesus berufen und dabei von einem starken Lichtstrahl beleuchtet. Der Lichtstrahl hebt Matthäus und den Augenblick seiner Berufung hervor - Aber das Licht ist nicht nur dazu da, unseren Blick zu lenken, sondern es verleiht dem Bild auch mit seiner symbolischen Kraft eine dramatische Note, die den Betrachter tief berühren kann.

Caravaggio: Berufung des Heiligen Matthäus (1599-1600), aus der Cappella Contarelli in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom. Öl auf Leinwand.

In der Kunst ist Licht also ein fantastisches Multitalent: Es kann Gefühle wecken, Geschichten erzählen, Symbole darstellen... Doch seine fundamentale Rolle ist dermaßen unentbehrlich, dass es für uns zum wahren Fundament des Zeichnens wird. Mit Graphit und Kohle, mit Schraffur und Texturen, sogar mit unseren Konturlinien streben wir letztendlich ein Ziel an: Licht von Schatten zu trennen und dadurch die Wahrnehmungen unserer Augen (oder die Vorstellungen unserer Fantasie) überzeugend aufs Papier zu bringen!

Licht und Schatten zeichnen: Die Fundamente

Bevor wir wie Caravaggio malen können, müssen wir uns einige grundlegende Konzepte aneignen (das musste übrigens auch Caravaggio selbst, durch eine 4-jährige vollzeitige Ausbildung!). 

In schwarz-weißen Zeichnungen werden Licht und Schatten durch unterschiedliche Tonwerte dargestellt. Der Tonwert einer Farbe zeigt ihre Helligkeit oder Dunkelheit und, wenn es um eine schwarz-weiße Skala geht, können wir uns die Extreme als Weiß (der hellste Tonwert) und Schwarz (der dunkelste Tonwert) vorstellen.
In diesem Guide werden wir zunächst bei dieser schwarz-weißen Skala bleiben und uns fünf unterschiedliche Tonwerte anschauen. Genau, nur fünf: Das Spektrum der in der Natur vorhandenen Tonwerte ist praktisch unbegrenzt, aber du brauchst nicht mehr als fünf unterschiedliche Tonwerte und deren Übergänge, um die Welt in deiner Kunst realistisch darzustellen!

Im folgenden Diagramm kannst du sehen, wie du dir diese 5 Tonwerte in der Praxis vorstellen kannst:

Lasst uns also diese schattierte Kugel noch genauer anschauen und die unterschiedlichen Arten von Licht und Schatten beleuchten, denen wir immer wieder in unseren Zeichnungen begegnen werden – Beginnend mit dem hellsten von allen:

Tonwert 1: Das Highlight

Sei sparsam mit dem starken Tonwert 1! Das Highlight ist das hellste Hell in unserer Zeichnung – in schwarz-weiß, wie in diesem Bild, darf es auch komplett weiß bleiben. Bei den meisten Lichtsituationen findet man es nur in kleinen Stellen, die direkt vom Licht betroffen sind. Ein typisches (und sehr beliebtes!) Beispiel von Highlight ist das Highlight vom Auge.

Tonwert 2+3: Die Halbtöne

Ein tolles, selbsterklärendes Konzept: Die Flächen, die von den Lichtstrahlen aus einer Lichtquelle (Sonne, Lampe usw.) betroffen werden, können sich über direktes Licht und helle Halbtöne freuen. Beginnend mit einem Tonwert 2, wird die Oberfläche der Kugel langsam dunkler, je weiter sie sich weg von der Lichtquelle dreht. An der Grenze zur Schattenseite erreichen wir damit einen dunklen Halbton, Tonwert 3.

Tonwert 5: Der Terminator

Der Terminator ist nicht nur ein bedrohlicher Cyborg aus einem Hollywood-Film, sondern auch ein grundlegendes Konzept in der Kunst! Wie wir oben in der Einführung zu diesem Artikel gelesen haben, ist unser Ziel beim bildhaften Zeichnen, Licht von Schatten zu trennen. Denn nur so können wir die Formen und Flächen darstellen, die wir kennen.

Genau hier kommt unser Terminator zum Einsatz - Wir können ihn uns als eine Grenze vorstellen: Auf der einen Seite dieser Grenze, wo das Licht scheint, finden wir die hellen Tonwerte. Auf der anderen Seite, die im Schatten liegt, sind die dunklen Tonwerte. Der Name "Terminator" deutet also darauf hin, dass das Licht auf unserem Objekt mit dieser Grenzlinie endet - Das Verb "terminare" bedeutet auf Latein eben "enden".

Tonwert 4: Das indirekte Licht (auch „reflektiertes Licht“)

Die Konzepte, die wir bis jetzt gesehen haben, waren hoffentlich leicht zu verstehen: Mit dem indirekten Licht wird es nun spannender!

Das indirekte Licht ist das Licht, das von anderen Objekten in derselben Umgebung abprallt. Wenn ein Objekt von weiteren Gegenständen und Oberflächen umgeben ist, dann kann man auf seiner Schattenseite ein schwaches Licht beobachten, das von diesen umgebenden Oberflächen reflektiert wird. Durch diese zusätzliche Information interpretiert unser Auge für uns die Dreidimensionalität der Formen.

Sehr wichtig: Dieses indirekte Licht ist nie so stark wie das direkte Licht. Das mag logisch klingen, jedoch wird unser Auge ab und zu versuchen, uns zu täuschen. Wir können es ihm aber nicht übel nehmen, denn es handelt sich dabei um eine optische Täuschung - Eine wahre Falle für unsere visuelle Wahrnehmung, die vom Neurowissenschaftler Edward Adelson erforscht wurde. Im Grunde genommen erscheint uns ein mittlerer Tonwert als heller, wenn er sich auf einem dunkleren Hintergrund befindet. Genau der gleiche Tonwert wird uns dunkler erscheinen, wenn er auf einem helleren Hintergrund heraussticht. Das kannst du ganz einfach im folgenden Bild sehen:

Eine gute Erinnerung, wie subjektiv unsere Wahrnehmungen sind!

Warum sind wir zum Thema der optischen Täuschungen gekommen? Weil etwas Ähnliches auch mit dem indirekten Licht passiert: Diese Lichtreflexion befindet sich auf der dunklen Seite des Objekts (der Schattenseite) und ist von dunkleren Tonwerten umgeben. Wegen dieser dunklen Umgebung wird unser Auge versuchen, die vom indirekten Licht betroffenen Stellen als „sehr hell“ einzustufen! In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um einen Tonwert 4: Heller als das dunkelste Dunkel, aber dunkler als das dunkelste Hell!

Eine einfache Zeichenübung, um Licht und Schatten zu verstehen

Im vorherigen Artikel dieser Serie der Grundlagen des Zeichnens (Form & Proportion) haben wir gesehen, dass wir die komplizierten, organischen Objekte aus unserer Welt in einfachere geometrische Formen zerlegen können, um sie besser zu verstehen. Und besser verstehen heißt: besser zeichnen!

Das Gleiche gilt, wenn es um die Schattierung geht: Den menschlichen Körper zu schattieren ist komplex, aber wie wäre es, wenn wir diesen Körper als das Zusammenkommen geometrischer Formen interpretieren? Zum Beispiel könnten wir Schwierigkeiten haben, einen Arm zu schattieren… Aber im Grunde genommen können wir uns den Arm als zwei Zylinder vorstellen, und ihn entsprechend schattieren.

Die allerwichtigste Übung für Anfänger*innen, die das Schattieren lernen möchten, ist also: Dreidimensionale geometrische Formen zu zeichnen! Die größten Klassiker, mit denen du fast alles schattieren wirst, sind vier: die Kugel, der Würfel, der Zylinder und der Kegel. Fange an, indem du sie aus einem Vorlage-Bild abzeichnest und vorsichtig schattierst.

Beginne am besten mit den hellen Tonwerten - So kannst du die schattigen Stellen vorsichtig in Schichten nachdunkeln, bis du mit deinen Tonwerten zufrieden bist. Während du arbeitest, achte auf die Umsetzung der fünf Tonwerte und beobachte deine Vorlage sehr genau, indem du dir grundlegende Fragen stellst:

  • Wo liegt der Terminator?
  • Gibt es ein deutliches Highlight, und wie breit darf es sein?
  • Ist das indirekte Licht in deinem Bild noch zu hell?

Wenn du die Formen aus einer Vorlage zeichnen kannst, kannst du auch anfangen, diese Formen in der dreidimensionalen Welt um dich herum zu suchen! Hast du zu Hause einen Ball, der als Kugel dienen könnte? Oder eine Tasse, die genau wie ein kurzer Zylinder aussieht? Nimm diese Objekte, beobachte sie in unterschiedlichen Lichtsituationen und zeichne sie! Erstelle verrückte Kompositionen aus Tassen, Kerzen, Kisten und Bällen und zeichne sie, als wären sie das romantischste Stillleben! Dadurch kannst du dir ein unglaublich wertvolles Maß an Wissen aneignen, das du beim Schattieren aller möglichen Formen aus deiner Umgebung einbringen kannst.


Tipp: Kugeln, Würfel und Kegel aus Styropor, die du als Modelle nutzen kannst, gibt es auch günstig im Internet zu kaufen!

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Danke, dass du mit uns bis zum Ende dieser Serie Zeichnen Lernen für Anfänger dabei warst! Wir hoffen, du konntest viele Kenntnisse und Tipps mitnehmen und deine Zeichnungen auf das nächste Level bringen. Wenn du Lust hast, dich intensiver dem Zeichnen zu widmen und von einem herausragenden Zeichencoaching zu profitieren, kannst du uns jederzeit auf Livarto.io besuchen!

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