Grafiktabletts, Photoshop, iPad + Procreate… Digitale Werke mit diesen ausgezeichneten Werkzeugen zu erstellen macht Spaß und erfordert Engagement und Zeit. Jedoch habe ich nach vielen Jahren mit Procreate & Co. die traditionelle Kunst, das Zeichnen und Malen, wieder für mich entdeckt und möchte mich jetzt wieder beiden Welten widmen – der digitalen und der traditionellen.
Meine Erkenntnis? In dieser Online-Welt, in der unsere Werke deutlich mehr Gleichgesinnte und Freunde im Netz erreichen, als Menschen in unserem lokalen Freundeskreis, hat digitale Kunst einen klaren Vorsprung: Sie wird für Bildschirme erstellt und sieht auf unseren Geräten von vornherein einfach großartig aus. Kann traditionelle Kunst mithalten, wenn es um einen plakativen Auftritt im Internet geht?
Na klar! Aber ein gutes Ergebnis braucht im Vergleich zu digitaler Kunst einen zusätzlichen Schritt: Ein richtig tolles Foto!
Wir fangen mit dem allerwichtigsten Punkt an: Um die Farben und Tonwerte deiner Werke einzufangen, brauchst du das richtige Licht. Und was ist das richtige Licht? Tageslicht.
Das hast du wahrscheinlich schnell selbst festgestellt, als du zum ersten oder zweiten Mal eine Zeichnung fotografiert hast, und das ist leicht zu erklären:
- Farbe entsteht auf einer Oberfläche, indem bestimmte Wellenlängen absorbiert und andere reflektiert werden. Nur wenn das Licht, das auf diese Oberfläche scheint, das volle Farbspektrum enthält, können alle vorhandenen Farben reflektiert und von der Kamera eingefangen werden.
Tageslicht besteht aus allen Wellenlängen des Farbspektrums, während im Spektrum vieler künstlicher Lichtquellen mehrere Farben fehlen. Das ist der Grund, warum Kunstlicht oft nur eine verzerrte Aufnahme unserer Werke erlaubt.
Wie sieht also das ideale Licht aus? Du musst nicht unbedingt nach draußen in den Garten oder auf den Balkon gehen, um die richtige Beleuchtung zu finden – Eigentlich ist es sogar besser, deine Zeichnungen drinnen zu fotografieren, weil indirektes Tageslicht (= diffuses Licht) die besten Ergebnisse liefert. Direktes Licht führt unter anderem zu unschönen Spiegelungen, vor allem bei Graphit und Öl, die das Foto ruinieren.
Wenn du dein Bild auf einer flachen Oberfläche bei einem Fenster platzierst, ohne dass es von direkten Sonnenstrahlen erreicht wird, hast du schon das perfekte Setup für dein Bild!
Noch ein kleiner Tipp zum Thema Beleuchtung: Stelle sicher, dass dein Bild gleichmäßig beleuchtet ist – das heißt, dass keine Stellen deutlich dunkler oder sogar überschattet sind. Dies hilft nicht nur bei der allgemeinen Qualität deines Bildes, sondern auch später, falls du dein Bild kurz bearbeiten möchtest (zum Beispiel um Sättigung und Kontrast zu regulieren). Schlagschatten und allgemein dunklere Stellen werden von solchen hilfreichen Nachbearbeitungen noch weiter hervorgehoben – das wollen wir natürlich vermeiden!
Deine Zeichnung ist in einem Sketchbook? Dann kennst du vielleicht schon den Struggle, wenn man versucht, Sketchbook-Seiten zu fotografieren! Das Skizzenbuch mit einer Hand aufgeschlagen zu halten ist nicht die ästhetisch angenehmste Lösung für Fotos – auch weil es zu unerwünschten Schatten führen kann.
„Foldback“-Klammern wie die im Foto unten sind eine einfache und schnelle Möglichkeit, um die Seiten deines Skizzenbuchs zu präsentieren. Damit hast du beide Hände frei, um vernünftig zu fotografieren und du kannst auch die Klammern später beim Bearbeiten deines Fotos abschneiden. Anders als Büroklammern sind sie schonend für das Papier und sehen auch auf Fotos schick aus.
Genau so wichtig wie die Beleuchtung ist auch die Ausrichtung beim Fotografieren – die Positionierung des Kameraobjektivs.
Die meisten Handykameras bieten die Option, in den Einstellungen Hilfslinien oder ein Raster einzuschalten.
Mit diesen Linien kannst du viel einfacher sicherstellen, ob dein Blatt oder deine Leinwand korrekt mit der Kamera ausgerichtet ist oder ob das Bild leicht geneigt ist, was zu einem unprofessionellen Ergebnis führen könnte. Wenn die Ränder deines Blatts parallel zu den Hilfslinien verlaufen, ist die Bildtreue deines Fotos schon so gut wie gewährleistet!
... Aber noch nicht ganz! Beim Thema Ausrichtung gibt es noch etwas Wichtiges zu beachten, wenn du eine sehr genaue fotografische Darstellung deiner Zeichnung erzielen möchtest: Jedes Kameraobjektiv weist eine gewisse Menge an Verzerrung auf (bei sehr guten Kameras ist der Effekt dieses kleinen Abbildungsfehlers geringer), wodurch die Oberflächen an den Ecken leicht gekrümmt aussehen.
Die einfachste Lösung? Bewege einfach die Kamera ein wenig weiter zurück, damit du an den Rändern ein paar Zentimeter Platz hast, die du später einfach abschneiden kannst! Da die Verzerrung an den Rändern des Kameraobjektivs auftritt, beseitigst du damit buchstäblich das Problem.
Der letzte Schritt in puncto Ausrichtung ist das Zuschneiden des Fotos. Dafür kannst du die einfache Crop-Funktion deines Handys verwenden, und wenn du die Hilfslinien korrekt angewendet hast, wirst du sehr schnell eine tolle Aufnahme deiner Zeichnung haben!
Und das führt uns zum nächsten Tipp...
Dein Foto ist bereits top in Bezug auf Beleuchtung, Ausrichtung und Rahmen... Aber möglicherweise sieht es trotzdem noch nicht so genial aus wie deine originale Zeichnung. Handykameras sind nicht unbedingt die besten, und dabei können zum Beispiel die Farben zu blass und die Schatten zu hell erscheinen.
Glücklicherweise hast du zahlreiche Möglichkeiten, um dein Foto in der Nachbearbeitung noch weiter zu optimieren!
Sowohl die eingebauten Kamera-Apps als auch Apps wie Adobe Lightroom oder SnapSeed bieten dir viele Werkzeuge, um deinen Fotos den vollen Glanz deiner Zeichnungen zu verleihen. Lass uns mal gemeinsam die wichtigsten Optionen anschauen:
- Sättigung: Die Sättigung ist die Intensität einer Farbe und bestimmt, wie lebhaft sie erscheint. In Bildbearbeitungs-Apps kann die Sättigung reguliert werden, was besonders bei Bleistiftzeichnungen und -skizzen hilfreich ist, da sie in der Realität nur Grautöne aufweisen. Bei einer schwarz-weißen Zeichnung empfiehlt es sich, den Sättigungsregler nach links zu ziehen, um unerwünschte farbige Reflexionen zu entfernen.
- Selective Tool: Mit dem Selective Tool von SnapSeed kannst du eine bestimmte Farbe einfach bearbeiten. Dies ist besonders nützlich, um den weißen Hintergrund einer Zeichnung aufzuhellen, bis er so weiß ist wie Papier. Du klickst dazu einfach auf die Stelle, die du bearbeiten möchtest, und kannst dann mit dem Regler die Helligkeit aller Bereiche deines Bildes mit einer ähnlichen Farbe gleichzeitig anpassen. Sehr praktisch und einfach zu bedienen!
- Kontrast: Der Kontrast beschreibt den Unterschied zwischen den hellen und dunklen Bereichen eines Bildes. Durch Erhöhen des Kontrasts werden die hellen Bereiche heller und die dunklen dunkler. Dies hilft, den Linien deiner Zeichnung wieder ihre möglicherweise in der Aufnahme verlorene Stärke zu verleihen.
Verwende diese Funktion jedoch sparsam, da sonst die Halbtöne deiner Zeichnung verloren gehen können.
Und nun kommen wir zum letzten Tipp – einem Tipp, der in der Kunst immer gilt: Brich die Regeln! Nachdem du gelernt hast, wie du eine saubere und klare Abbildung deiner Zeichnung erstellen kannst, kannst du neue Lösungen und Kompositionen ausprobieren. Vor allem bei Social Media wie Instagram können kreative Fotos deiner zweidimensionalen Werke Aufmerksamkeit wecken.
Experimentiere mit interessanten Kompositionen auf deinem Schreibtisch oder auf einem schönen Holzboden mit deiner Zeichnung und deinen Kunstmaterialien, Blumen oder sogar deinen Lieblingsfiguren! Durch geschickte Beleuchtung und die richtigen Einstellungen bei der Nachbearbeitung kannst du deine Kunst in Szene setzen und aus dem Foto selbst ein Kunstwerk machen. Hier unten findest du einige Beispiele zur Inspiration!
Möchtest du das Zeichnen lernen und deine Werke mit einer freundlichen und engagierten Community von Gleichgesinnten teilen? Möchtest du professionelles Feedback zu deinen Zeichnungen erhalten und dich so schneller und effizienter weiterentwickeln? Und möchtest du regelmäßig an Zeichenworkshops und weiteren Lernmöglichkeiten teilnehmen?
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