Jeder kann etwas Neues lernen - sei es das Zeichnen, Malen, Spanisch oder Stricken. Und nicht nur das: Jeder kann etwas sehr gut lernen. Die Rezepte für den Erfolg sind so vielfältig wie die verschiedenen Hobbys und Ziele, die wir als Menschen haben können, jedoch ist eine Zutat immer von entscheidender Bedeutung, egal, was wir lernen möchten:
Zeit.
Vielleicht ist dir das auch schon einmal passiert: Du hast stundenlang an einer Zeichnung gearbeitet, möglicherweise nachdem du einen Malkurs besucht hast, nach vielen Jahren des Zeichnens oder nachdem du die Werke deiner Lieblingskünstlerin lange studiert hast. Wenn die Zeichnung fertig ist, zeigst du sie deiner Familie oder deinen Freunden, und alle sind sehr positiv beeindruckt. "Du hast wirklich Talent!", sagen sie.
Es ist natürlich sehr erfreulich und schön, Talent zugesprochen zu bekommen, aber ich persönlich denke, dass es nicht daran liegt. Und genau dieses Wort, "Talent", kann dazu führen, dass viele Anfänger sich überhaupt nicht trauen, das Zeichnen zu lernen.
Das lese ich auch immer wieder auf den Instagram-Profilen meiner Lieblingskünstler und -Künstlerinnen - sie weisen immer sehr freundlich darauf hin, dass es sich bei ihnen nicht um Talent handelt, sondern um Hingabe. Klar, man kann unterschiedliche persönliche Eigenschaften besitzen (zum Beispiel Kreativität, gute Beobachtungsfähigkeiten, ein methodisches Vorgehen), die einem dabei helfen, sich eine bestimmte Fertigkeit schneller anzueignen. Aber alle können ausgezeichnete Zeichner werden!
Es gibt nur zwei Werkzeuge, die auf jeder erfolgreichen Zeichenreise unersetzlich sind: Die richtigen Ressourcen und - du weißt es schon - Zeit! Wenn du also bereits die richtigen Ressourcen gefunden hast (wie zum Beispiel den LIVARTO Online-Zeichenkurs!), ist es nur eine Frage der Zeit, bis du deine Ziele erreichst. Wie kannst du aber sicherstellen, dass du regelmäßig die nötige Zeit investierst?
"Wir sind, was wir wiederholt tun. Exzellenz ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit", schrieb der US-amerikanische Philosoph Will Durant.
Tatsächlich prägen uns unsere Gewohnheiten Tag für Tag und verändern uns fast unbemerkt, wenn genug Zeit vergeht. Wenn wir eine Gewohnheit etablieren, bauen wir geduldig eine Brücke zu unserem zukünftigen Selbst. Es ist ein erfreulicher Prozess, der uns nicht nur mit dem Erwerb neuer Fähigkeiten belohnt, sondern auch mit gesteigerter Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl.
Am Anfang unserer Zeichenreise müssen wir uns bemühen, regelmäßig Zeit zum Zeichnen zu finden. Es ist noch nicht etwas Instinktives, etwas, das wir ganz selbstverständlich tun. Wir haben noch keine persönliche Beziehung zu dieser Aktivität aufgebaut. Doch je häufiger und regelmäßiger wir zeichnen, desto mehr werden wir in bestimmten Situationen den Gedanken haben: "Jetzt möchte ich wieder zeichnen. Jetzt ist Zeichnen genau richtig".
Aber wie und wann wird eine Handlung zur Gewohnheit?
Wie kannst du sicherstellen, dass du das Zeichnen (oder dein neues Hobby) nie vergisst und dass du dich immer darauf freust?
Hier sind die Bausteine einer soliden Gewohnheit:
1. Ein klares Ziel
2. Wiederholung: Gleiche Zeit, gleicher Ort
3. Positive Verstärkung
4. Die Soziale Komponente
Lass uns diese Bausteine im Detail betrachten!
Es ist unbestritten, dass die Zielsetzung der Startpunkt einer neuen Gewohnheit darstellt. Wenn man das Ziel hat, Zeichnen zu lernen, wird man motiviert und wiederholt zeichnen. Diese Motivation ist für den Anfang unersetzlich und wirkt als Kickstart für unsere neue Routine.
Dennoch reicht eine klare Zielsetzung noch nicht aus, um eine gute Gewohnheit zu etablieren. Neueste Studien (wie zum Beispiel diese von Neal, Wood et al.) haben gezeigt, dass Kontext und Umfeld beim Aufbau einer Gewohnheit viel einflussreicher sind als die einfache Zielsetzung. Das heißt, dass positive (sowie negative) Gewohnheiten vielmehr von unserem Umfeld und den Gegebenheiten getriggert werden als von unserem selbst gesetzten Ziel.
Diese Gegebenheiten sprechen wir gleich bei Punk 2 an:
Warum sagt man oft, dass 20 Minuten Zeichnen täglich idealer sind als 4 Stunden an einem einzelnen Tag? Weil sie viel schneller und sicherer zur Bildung einer soliden Gewohnheit führen. Diese tägliche Gewohnheit wiederum sorgt dafür, dass man am Ball bleibt und sein Ziel, das Zeichnen zu lernen, erreicht. Noch besser ist es, wenn man diese neue Aktivität mit einer bereits etablierten Gewohnheit verbindet.
Ein Beispiel: Wenn man jeden Tag nach dem Abendessen zeichnet, wird man das Zeichnen kaum vergessen können, weil es direkt von einer anderen, üblicherweise schon etablierten Gewohnheit getriggert wird - dem Abendessen. Somit gehört es praktisch dazu.
Die Zeit zum Zeichnen sollte aber nicht in Stein gemeißelt sein: Auch hier ist Flexibilität der Schlüssel. In ihrem Buch "How To Change" (2021) erläutert die Verhaltensforscherin Katy Milkman die Ergebnisse einer Studie, in der sie 2.500 Mitarbeiter in zwei Gruppen aufteilte: Eine Gruppe erhielt eine Belohnung, wenn sie einen Monat lang jeden Tag zur gleichen Zeit ins Fitnessstudio ging, während die andere Gruppe eine Belohnung erhielt, wenn sie einfach jeden Tag trainierte, unabhängig von der Tageszeit.
Wenn Personen in der Gruppe ohne Zeitflexibilität nicht in der Lage waren, zur festgelegten Zeit zu gehen, trainierten sie am Ende gar nicht, während diejenigen in der flexibleren Gruppe einfach zu einer anderen Zeit trainierten und so trotzdem Sport trieben. Das Ergebnis - Die Menschen in der flexiblen Gruppe trainierten mehr als die anderen. Also auch hier gilt: Nicht zu streng mit sich selbst sein!
Ebenso wichtig wie die Zeit ist der dem Zeichnen gewidmete Ort. Das ist der Grund, weshalb man vorzüglich unterschiedliche Räume für unterschiedliche Aktivitäten zu Hause hat, wie zum Beispiel das Arbeitszimmer oder das Atelier. Wenn der Zeichentisch schon für die tägliche Zeichen-Session vorbereitet ist, mit den geliebten Zeichenmaterialien und einem gemütlichen Licht, wird das regelmäßige Zeichnen noch einfacher und erfreulicher fallen.
Sowohl Erzieher als auch Hundebesitzer sind mit dem Begriff "positive Verstärkung" vertraut - Bei positiver Verstärkung erhält das Kind oder der Hund Lob oder Belohnung, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird. Dieses tolle Konzept findet jedoch nicht nur bei Kindern und Hunden Anwendung!
Zeichnen ist wunderschön und bereichert unser Leben, erfordert jedoch Konzentration, insbesondere wenn wir an den Übungen eines Zeichenkurses arbeiten. Außerdem kann es häufig mit negativen Erfahrungen aus unserer Kindheit assoziiert sein - zum Beispiel zu starke Kritik von Lehrern oder Eltern, die unsere Zeichnungen als "falsch" eingestuft haben oder die uns viel lieber beim Mathe-Lernen gesehen hätten.
Deshalb können neue, positive Assoziationen für das Zeichnen sehr hilfreich sein. Wir können uns selbst mit einem Snack belohnen, mit einem kleinen Online-Einkauf (zum Beispiel mit einem neuen Stift!) und so weiter. Das Wichtigste dabei ist, dass die Belohnung sofort erfolgt - Denn nur so wird die Wirkung eines wichtigen Neurotransmitters, des Dopamins, der innerhalb von Sekunden wirkt, mit dem Zeichnen in unserem Gehirn verbunden sein.
Auch sehr effektiv ist die Idee der Verhaltensforscherin Katy Milkman, die ihre geliebten Harry-Potter-Audiobücher nur im Fitnessstudio hört. Auf diese Weise verschafft ihr das Training die sofortige Freude, das nächste Kapitel eines fesselnden Buches zu hören, und hilft ihr dabei, Trainingsgewohnheiten aufzubauen. Audiobooks oder Podcast-Folgen sind auch beim Zeichnen eine tolle Möglichkeit, um sich zu motivieren und doppelt so viel Spaß zu haben.
Dieser Punkt kann empirisch im eigenen Leben beobachtet werden, und auch in psychologischen Studien wird er nicht unterschätzt. Für die Doktorandin Barbara Heißerer, die ein Projekt zur Förderung des Fahrradfahrens bei den Mitarbeitern einer irischen Firma betreute, war die Bedeutung der sozialen Komponente einleuchtend: Die Mitarbeiter waren erst richtig motiviert, das Auto stehen zu lassen und auf das Fahrrad umzusteigen, als sie sich über das neue Hobby mit zahlreichen Kollegen austauschen konnten, sowie persönlich in der Firma als auch online.
Menschen sind schließlich soziale Tiere (in unterschiedlichem Maße!) und können immer davon profitieren, wenn sie sich mit Gleichgesinnten über ihre Hobbys, Träume und Ziele austauschen können. Hier spielen sowohl die Anerkennung als auch der soziale Druck eine wichtige Rolle, wenn wir uns auch gegenüber unseren Freunden für unsere Fortschritte verantwortlich fühlen.
Das richtige Ziel, erfolgreiche Wiederholung, positive Verstärkung, die soziale Komponente... Sobald das alles steht, wie lange dauert es, bis eine Gewohnheit erfolgreich etabliert ist und das Zeichnen genauso Teil deiner Routine ist wie das Frühstück und der Spaziergang mit dem Hund?
Es gibt verschiedene Theorien, und die Wahrheit ist, dass wir alle so unterschiedlich sind, dass es bei jedem von uns unterschiedlich lange dauern kann! Im Durchschnitt kann man jedoch erwarten, dass eine gewisse "Automatisierung", die erwünschte Integration in die eigene Routine, in zwei Wochen bis zwei Monaten erfolgt. Mit etwas Geduld wird also das Zeichnen zur Gewohnheit!
Eine einzigartige Möglichkeit, das Zeichnen zu erlernen, bietet dir die Online-Zeichenschule von LIVARTO ;) Hier kannst du die richtigen Ressourcen finden, dich täglich mit einer tollen Community von Gleichgesinnten austauschen, Tipps von unseren Zeichencoaches erhalten und so motiviert am Ball bleiben, bis du deinen Traum, das richtige Zeichnen zu lernen, verwirklicht hast.
Kennst du LIVARTO noch nicht? Dann laden wir dich herzlich zu unserem kostenlosen Zeichenworkshop ein!